400 Jahre Rechenmaschine von Wilhelm Schickard

1623 erfand der Tübinger Astronom und Mathematiker Wilhelm Schickard die erste mechanische Rechenmaschine, mit der man alle vier Grundrechenarten ausführen konnte. Die 20-Euro-Sammlermünze würdigt diese technische Pionierleistung.

Wilhelm Schickard wurde 1592 in Herrenberg geboren. Ab 1610 studierte er an der Universität Tübingen Theologie und wurde dort 1619 Professor für Hebräisch. Neben seiner Lehrtätigkeit beschäftigte er sich mit Astronomie und wurde 1631 zusätzlich Professor für dieses Fachgebiet. Schickard war ein sehr vielseitiger Wissenschaftler. Von ihm stammt die erste präzise Landkarte Württembergs, eine hebräische Sprachschule, die noch lange nach seinem Tod in Gebrauch war, und verschiedene mechanische Konstruktionen, etwa die Rota Hebraea zum Ablesen der Konjugation hebräischer Verben sowie ein Handplanetarium, das die Bewegung von Sonne, Erde und Mond illustrierte und sich sogar zwischen helio- und geozentrischer Darstellung umstellen ließ.

Zentraler Mechanismus seiner Rechenmaschine ist eine Addier- und Substrahiermaschine für bis zu sechsstellige Zahlen. Er besteht aus sechs Zahnrädern mit den Ziffern 0 bis 9, die je mit einem darunterliegenden Zahnrad fest verbunden sind, das nur einen einzigen Zahn hat. Dieser sorgt dafür, dass sich beim Wechsel von 9 auf 0 und umgekehrt das benachbarte Zahlenrad um genau eine Ziffer vor oder zurück dreht. Dazu gibt es noch eine Unterstützung des kleinen Einmaleins in Form von Walzen mit den Napier‘schen Rechenstäbchen, so dass die Maschine auch für Multiplikationen und Divisionen geeignet ist. 1957 gelang es dem Tübinger Philosophieprofessor Bruno Baron von Freytag-Loeringhoff, die Maschine zu rekonstruieren. Nachbauten der Maschine stehen heute unter anderem im Stadtmuseum Tübingen, im Computermuseum des Wilhelm-Schickard-Instituts, im Zentrum für Datenverarbeitung der Universität Tübingen und im Deutschen Museum.

Das Münzmotiv

Das Motiv des Künstlers Florian Huhoff beeindruckt laut Preisgericht „durch seinen mathematischen Gestus, der das Thema gut transportiert“ und die „rationale Präzision“ der Darstellung. Im Zentrum steht die schematisierte historische Rechenmaschine, an der seitlich Funktionszusammenhänge wie der Zahnradmechanismus im Stil eines Schaubilds inszeniert werden. Auch die gelungene Typographie – das Thema der Münze in serifenloser Versalschrift, der Name des Wissenschaftlers und das Jahr der Erfindung in einer Antiquaschrift – trägt zum attraktiven Münzbild bei. In starker Kongruenz greift zudem die Wertseite die Gestaltung und Anordnung der Elemente auf der Motivseite auf.

Weitere 20-Euro-Sammlermünzen, die im Onlineshop bestellbar sind:

Hans im Glück (2023)  125. Geburtstag Bertolt Brecht (2023) 100. Geburtstag von Vicco v. Bülow (Loriot) (2023)