Demokratischer Aufbruch
Sie gilt als erste gesamtstaatliche Verfassung auf deutschem Boden: Die Frankfurter Paulskirchenverfassung trat zwar nie in Kraft, gilt aber als Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte. Die 2-Euro-Gedenkmünze „175. Jubiläum Paulskirchenverfassung“ würdigt ein wahrhaft prägendes historisches Ereignis.
Die Paulskirchenverfassung wurde am 27. März 1849 vom ersten freigewählten gesamtdeutschen Parlament beschlossen und einen Tag später verkündet. Sie trat nicht in Kraft, weil der preußische König Friedrich Wilhelm IV, die mit der Verfassung verbundene Kaiserkrone ablehnte: Er wollte nur von Gottes Gnaden regieren und nicht legitimiert durch die Souveränität des Volkes. Die Paulskirchenverfassung verband monarchische und demokratische Legitimationsprinzipien und gewährte rechtsstaatlichen Verfassungsschutz, der sogar die Möglichkeit einer individuellen Verfassungsbeschwerde bot (ein Prinzip, das auch heute in der Bundesrepublik Deutschland gilt). Neben „Einheit“ war „Freiheit“ die prägende Idee der Verfassung, die viele entsprechende Rechte beinhaltete, die wir inzwischen als selbstverständlich erachten: Meinungs- und Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Freiheit der Person sowie Freiheit von Wissenschaft und Presse. Zentrale Elemente und Aspekte der Verfassung wurden später von der Weimarer Verfassung und dem deutschen Grundgesetz wieder aufgegriffen und ausgebaut. Als geschichtsträchtiger Ort steht die Paulskirche als Symbol für einen demokratischen Aufbruch, der während der deutschen Geschichte immer wieder erneuert wurde. Die Erinnerung an die Paulskirchenverfassung vermittelt historische Zusammenhänge und weckt Verständnis für nachhaltige Demokratiekonzepte. Die Frage der gelebten Demokratie und die Partizipation aller Mitglieder einer Gesellschaft am Staats- und Gemeinwesen sind heutzutage wichtiger und drängender denn je.